Sturm zu Karneval – Wie windig wird’s Weiberfastnacht?

ROLF, STEFAN, THOMAS – Sturm im Dreierpack mit Höhepunkt zu Weiberfastnacht. Das närrische Dreigestirn wird dafür sorgen, dass so manches Kostüm vom Regen durchweicht werden wird und dass diverse Kühe fliegen. Und das nicht einmal freiwillig. Schauen wir also, was uns so erwartet:

An Steilvorlagen für schlechte Wortwitze mangelt es dieser Wetterlage jedenfalls nicht. In der Einleitung habe ich Sie schon mit dem Dreigestirn malträtiert. Aber der DWD hatte heute wohl noch mehr rote Nasen im Müsli, er titelte von einer „Tiefdruckpolonaise zur Fünften Jahreszeit“. Haha. Doch gut, genug der schlechten Witze, zu den Fakten. Hier sehen Sie die Kandidaten auf der Wetterkarte:

Wetterkarte für den 22.02.2017, Quelle: FU Berlin
Wetterkarte für den 22.02.2017

Woher kommen auf einmal die ganzen Sturmtiefs?

Drei Tiefs auf einmal? Wieso ziehen diese auf einmal so schnell und wieso entstehen auch ständig neue? Um es physikalisch zu vereinfachen, stellen Sie sich einfach vor, dass die Atmosphäre bei uns hier zwischen Großbritannien, der Nordsee und weiten Teilen Deutschlands einem Fluss gleicht. Haben Sie vielleicht schon mal eine Bergwanderung gemacht und sich an einem solchen Fluss niedergesetzt? Diese Ruhe! Und wie schön die Wasseroberfläche glitzert! Aber haben Sie auch mal etwas genauer hingesehen? Schauen Sie mal:

Gebirgsbach mit Verwirbelungen
Gebirgsbach mit Verwirbelungen

Die Verwirbelungen, die Sie sicherlich auch schon mal an so einem Flusslauf gesehen haben, habe ich Ihnen hier markiert. Und ganz analog kann man das auch sehen, wenn man in eine Wetterlage gerät, wo man unter einer breiten und kräftigen Höhenströmung liegt (sozusagen der Fluss), die in diesem Fall die Frontalzone ist. Und genau wie bei einem Fluss kommt es bei Behinderungen (Gebirge, in der Fluss-Analogie die Steine) oder anderen Störungen zu wirbeln. In unserem Fall sind das die Tiefdruckwirbel, die mal größer und langsamer ziehen, mal klein und schnell.

Zur Sache. Was ist nun mit Sturm?

Sie haben ja recht. Kommen wir also zu dem, was passieren kann. Gerne würde ich  Ihnen jetzt vorhersagen, dass Sie in Köln besonders um 18:57 Uhr aufpassen müssen, weil dann am Alten Markt Ihnen eine Windspitze mit 92,4 km/h eine Kölsch-Stange vom Balkon eines zweiten Stockes vor die Füße schleudert. Doch ist es nicht so einfach, weil ausgerechnet das dritte Tief ein kleines, giftiges ist, das man noch nicht genau bezüglich Zugbahn und Timing vorhersagen kann. Man nennt so ein kleines Randtief, das sich schnell verlagert, einen Schnellläufer.

Während also diverse Wetteranbieter – oder noch mehr Wetter-Apps – Ihnen vorzugaukeln versuchen, Sie wüssten schon ganz genau, wann und wo etwas passiert, bekommen Sie hier die ehrliche Bandbreite der Möglichkeiten. Und zwar mal nicht so, wie Sie es aus dem Wetterbericht kennen, sondern so, wie Sie es am wahrscheinlichsten erleben werden:

Wie der Sturm wahrscheinlich für Sie aussehen wird

(oder: zum Verständnis von Unwetterwarnungen)

  1. Höchste Wahrscheinlichkeit: Sie bewegen sich am Mittwoch und Donnerstag irgendwo in Deutschland. Sind entweder Karnevalist oder nicht. Sie werden dabei am morgigen Mittwoch wohl genervt sein, dass es regnet. Der Regen und der Wind geht Ihnen auf den Keks. Vor allem, wenn Sie morgen Nachmittag oder Abend in der Mitte Deutschlands unterwegs sind, weil es dann besonders kräftig regnet und auch stürmt. Wenn Sie Karneval feiern wollen, dann sind Sie besonders in den Hochburgen genervt, weil es auch Weiberfastnacht weiter regnet, aber tagsüber freuen Sie sich in Köln über längere trockene Phasen und wundern sich, was „die alle so haben mit ihren Warnungen“. Wenn Sie tatsächlich zwischen Düsseldorf, Köln und Mainz unterwegs sind und abends angesoffen bis sturzbetrunken aus einem Etablissement der Erlebnisgastronomie torkeln, dann werden Sie doch respektvoll eine Augenbraue heben, weil der Sturm zwischendurch doch ganz schön an Bäumen und Baugerüsten ruckelt.
  2. Mittlere Wahrscheinlichkeit: Sie halten sich dort auf, wo Sie mindestens an guten Tagen die Alpen sehen können, also eher im Süden. Es windet zwar, aber viel Regen gibt es nicht. Im Gegenteil, sie verstehen die ganze Aufregung dieses Artikels überhaupt nicht, weil am Donnerstag doch einfach nur herrlichstes Wetter ist! Darüber freuen Sie sich. Ab der Nacht zum Freitag aber werden auch Sie genervt sein vom Wetter und über die Störungsmeldungen im Bahn- oder Flugverkehr. Weil irgendwo in Deutschland wird garantiert ein Baum auf eine Oberleitung gefallen sein oder dergleichen mehr.
  3. Niedrige Wahrscheinlichkeit: Sie sind Karnevalist und feiern im Münsterland. Das Geregne am Mittwoch geht Ihnen ordentlich auf den Keks, das am Donnerstag noch mehr. Weil es immer wieder schüttet und schüttet und schüttet. Und wenn Sie sich gen Südwesten drehen, dann kommt der Regen sogar waagerecht in Ihr Gesicht. Am Donnerstag, aber erst am Spätnachmittag oder Abend, blitzt oder donnert es. Und dabei pustet der Wind so stark, dass Sie per Facebook live übertragen, wie ein großer Baum in dem durchweichten Boden nachgibt und auf Ihr Auto fällt. Das entsprechende Endprodukt wird später bei Youtube gesperrt, weil es zu viele Schimpfwörter enthält.

Was ich mit dieser Darstellung sagen will: Wenn man eine Unwetterwarnung liest, dann sollte man sich immer darüber bewusst sein, dass es in den allermeisten Fällen nicht so schlimm kommt wie das, was am meisten bei einem solchen Bericht behalten wird. Dennoch muss davor gewarnt werden, um Leben zu schützen. So war es zum Beispiel auch Rosenmontag 2016, als man bei herrlichem Wetter in Düsseldorf einem nicht stattfindenden Zug nicht sehen konnte. Gut, so wird es in diesem Fall nicht sein. Es wird schon vielerorts eklig nass und auch windig werden, aber eben nur selten unwetterartig. Und mit diesem Wissen kann ich Ihnen nun endlich zusammenfassen, was möglich sein kann (aber eben nicht für Sie eintreten muss):

Unwettergefahren Mittwoch und Weiberfastnacht bis in die Nacht zum Freitag:

  • Gefahr durch Starkregen in der Nordhälfte und Mitte Deutschlands, vor allem auf der Westseite des Bergischen Landes, Sauerlandes, in OWL und auf der niedersächsischen Seite des Harzes. Gilt ab Mittwoch zunehmend und mit Unterbrechungen auch für den Donnerstag. Aquaplaning, kleinere Bäche und Flüsse können Hochwasser führen. Vereinzelt sind auch Erdrutsche im Mittelgebirge möglich. Im Süden regnet es nur hier und da mehr, auch vor allem auf der Westseite von Gebirgen
  • Gleichzeitig pustet der Wind, am Mittwoch öfter mit Sturmböen (75-85 km/h Spitze), wenn die Kaltfront kräftige Regen- und Graupelschauer produziert auch einzelne schwere Sturmböen. Und wo man Nord- und Ostsee bereits rauschen hören kann, sind auch Böen über 100 km/h möglich (orkanartige Böen und Orkanböen). Auf den Bergen pustet der Wind sowieso in Orkanstärke. Donnerstag kommt es dann, wahrscheinlich erst nachmittags oder gar abends, zum Höhepunkt der Sturmphase. Vor allem ein breiter Streifen über der „nördlichen Mitte“ Deutschlands scheint betroffen zu sein. Im Bereich der Landesgrenze Niedersachsen, NRW sind auch orkanartige Böen oder Orkanböen denkbar. Dann könnte es allerdings wirklich zu Schäden kommen. Also: Alle, die Weiberfastnacht feiern: Wenn Sie aus der Kneipe torkeln, dann könnte Ihnen schon mal ein Baum vor die Füße fallen oder ein Baugerüst. Vorsicht! In der Nacht zum Freitag verlagert sich die Sturmgefahr dann in Richtung Berlin-Brandenburg und Sachsen.  Auf dem Brocken und Fichtelberg ballert der Sturm dann mit teils über 150 km/h weg. Gehen Sie also nicht dorthin!

Soweit meine kurze Zusammenfassung. Falls Sie genau für Ihre Region die genaue Warnung brauchen, dann versuchen Sie es am besten beim Unwetterradar. Oder fragen Sie mich in den Kommentaren!

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