Gewitter am 4. April – Wann, wo, warum, wie stark?

Blitze über der Stadt mit Kran, von Pixabay
Und auf einmal blitzt und hagelt es! (Quelle: Pixabay)

Wie sagte ein guter Kollege von mir immer so schön? „Der erste Hagel muss auf den letzten Schnee fallen.“ Und das ist ja für dieses Jahr gar nicht so abwegig. Denn heute ist die Lage das erste Mal einigermaßen brisant, wenn natürlich auch längst nicht für alle. Darum auch gleich vorweg: Wo genau das kräftigste Gewitter auftritt, kann auch jetzt, am Mittwochvormittag, noch niemand sagen. Wohl aber kann man die brisanteste Zeit und das brisanteste Gebiet eingrenzen. Und da die Zeit schon fortgeschritten ist, werde ich mich wohl beeilen müssen. Also lassen Sie uns gleich einen Blick in den Zutatentopf werfen:

Wetterlage – Warum auf einmal Gewitter?

Grundsätzlich entstehen Gewitter ja durch Temperaturunterschiede mit der Höhe. Diese entstehen durch das unterschiedliche Wärme- und Feuchteangebot, denn das ist bei uns hier unten am Erdboden völlig anders als in größeren Höhen. Denn hier unten schaufelten und schaufeln zwei Tiefs feuchte und warme Luft von Spanien über Frankreich zu uns hier nach Deutschland.

Bodendruckkarte mit Hoch- und Tiefnamen
Die Tiefs GABI und HYPATIA schaufeln Frühlingsluft nach Deutschland. Quelle: FU Berlin

In der Höhe war das bisher auch so, aber es ändert sich von Westen her bereits:

Wind in 300 hPa, 9 km am 04.04.2018
Wind in ca. 3 km Höhe am 04.04.2018 um 10 Uhr nach dem GFS-Vorhersagemodell.

Dieses kräftige Windband, das Sie dort sehen, trennt die feucht-warme Luft südöstlich mit der kälteren Luft nordwestlich. Wenn Sie sich also das „U“ im Westen Europas wie einen Kältesack vorstellen, der einen Wärmebogen vor sich herprügelt, dann haben Sie das grundsätzliche Prinzip verstanden.

Ich könnte jetzt das alles noch bis ins Endlose weitererklären, ich hätte sogar Lust dazu. Aber Sie möchten sicherlich wissen, ob es Ihnen heute die Gartenparty verhagelt oder nicht. Darum das Gesamtkonstrunkt in der Kompaktübersicht:

  • Warme und feuchte Luft wird von Südwesten her über Frankreich bis in den Süden und Osten Deutschlands geschoben.
  • Darüber folgt kältere Luft, die bereits am Vormittag den Westen Deutschlands erreicht hat, bemerkbar durch recht unspektakuläres, aber nicht für alles angenehmes Geregne hier und da, zum Teil auch schon mit handfester Intensität.
  • In mittleren und höheren Lagen schiebt es die Warmluft über die Alpen, daher herrscht dort zum Teil Föhnsturm. Die Luft in diesen Schichten wird daher trocken.
  • Zudem weht der Wind am Boden im Osten aus dem Südosten und dreht auf Südwesten. Das führt dazu, dass er an einer Konvergenzlinie aufeinander zuweht. Und da die Luft nirgendwohin kann, wird sie an dieser Linie zum Aufsteigen gezwungen.
  • Durch den großen Temperaturunterschied zwischen warmer Luft bei uns unten und kälter werdender in der Höhe kann die Luft zudem leicht aufsteigen.
  • Zudem kann die eingeschobene Schicht trockener Luft, die da über die Alpen kommt, den Wind nach unten hin beschleunigen. (Warum das so ist, erklären ich Ihnen mal an anderer Stelle.)
  • Daraus folgt: Die größte Unwettergefahr herrscht dort, wo alle Zutaten in idealer Weise aufeinander treffen.

Wo sind die kräftigsten Gewitter zu erwarten?

Da wir nun herrlich mit unserer Theorie den Nachbarn entweder begeistern oder langweilen können, kommen wir nun zum Anfassbaren. Im Süden und Osten Deutschlands scheint die Sonne am längsten, daher sind dort auch die höchsten Temperaturen am Boden zu erwarten. Von Westen her sind aber bereits Schauer unterwegs, die aber noch vergleichweise harmlos sind. Und zunächst sind sie auch noch nicht allzu ausgebreitet, es trifft also nicht jeden gleichermaßen.

Im Laufe des Nachmittags tauchen dann vom Osten Niedersachsens über den Harz und Westthüringen bereits erste Gewitter auf. Die Unwettergefahr ist allerdings noch begrenzt. Die höchste Wahrscheinlichkeit für kräftigere Gewitter mit Hagel und Sturmböen (punktuell auch mal rund um die 100 km/h) besteht demnach am Abend und späteren Abend von Nordbayern und Thüringen bis in das südliche und östliche Sachsen-Anhalt, in die Nacht hinein muss man dann noch von Berlin und Brandenburg mit kräftigeren Gewittergüssen rechnen. Im Bild der Unwetterexperten von Estofex sieht das dann so aus (interessant wird es im orangefarben umrandeten Gebiet):

Unwettergefahr am 04.04.2018 via ESTOFEX
Unwettergefahr nach ESTOFEX: Gelb steht für eine gewisse Gewitterdichte, Orange für kräftigere Entwicklungen mit örtlich schweren Sturmböen, Hagel und Starkregen (auch dort trifft es längst nicht jeden!)

Es trifft nicht alle gleich!

Ich kann es nicht genug betonen: Natürlich wird es wieder nicht alle gleichermaßen treffen. Das gilt insbesondere für die Starkregengüsse, die bei 15 bis 20 Liter pro Quadratmeter in der Stunde allerdings auch mal für Aquaplaning gut sein können. Und auch schwere Sturmböen sind Einzelereignisse! Dies alles wird die meisten von Ihnen nicht betreffen, oft wird es einfach nur kräftiger pladdern und ein bisschen blitzen. Aber dennoch kann es nicht schaden, zur Sicherheit leicht fliegende Sachen ins Innere zu bringen.

Zur Orientierung hier eine Simulation der kräftigeren Radarechos heute vom hoch aufgelösten AROME Vorhersagemodell. Achten Sie bitte darauf: Die Karte ist auf Frankreich zentriert, Deutschland befindet sich also eher am rechten Bildrand (diverse Gags zu diesem Satz überlasse ich Ihnen oder Ihrem Gag-Autoren):

IR-Radarsimulation vom AROME Vorhersagemodell
Simulation des Infrarot-Radars für heute, den 04.04.2018. Quelle: wxcharts.eu (großes Bild)

Unwetter oder nicht? Wichtige Links

Da man nur Stunden im Voraus sagen kann, ob Sie wirklich von einem kräftigen Gewitter getroffen werden oder nicht, gebe ich Ihnen ein paar Links an die Hand, die Sie von Ihrem PC oder vom Smartphone aus aufrufen können, um rechtzeitig gewarnt zu sein:

  1. Unwetterradar mit Vorwarnungen (gelb) und akuten Warnungen (orange, rot, violett) für Ihre Region
  2. Gewitterzellen verfolgen mit dem Stormtracker von Kachelmannwetter « Ein sehr mächtiges Tool. Klicken Sie auf die Keule auf dem Radar und Sie können erfahren, ob Sie von der schon vorhandenen Gewitterzelle konkret betroffen sein werden oder nicht.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Gewitter-Nachmittag!

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