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Wetter einfach erklärt: Was ist ein Trog?

Was wissen diese Kühe vom Wetter? (Foto von Pixabay)

Guten Tag, liebe Leserschaft. In dieser Reihe möchte ich ein paar meteorologische Begriffe so erklären, dass sie ohne weitere meteorologische Begriffe auskommen. Mal sehen, ob mir das gelingt, ich bin da auf Ihr Feedback in den Kommentaren angewiesen.

Heute eine oft an mich gerichtete Frage: Was ist ein Trog? Die Antwort hat nichts mit verfressenen Meteorologen zu tun. Glaube ich.

Der Name „Trog“ wird in der Wettervorhersage oft verwendet, er ist vor allem für Schauerwetter, in vielen Fällen das typische „Aprilwetter“ verantwortlich. Manchmal können in einem Trog auch Gewitterlinien mit ordentlichem Unwetterpotenzial entstehen. Doch der Reihe nach.

Woher der Name „Trog“?

Der Trog im Original

Auch, wenn sich inhaltlich nicht viele Parallelen finden lassen, so kommt doch der Name tatsächlich von dem Futterbehältnis für Tiere. Doch wieso? Das habe ich versucht, in der folgenden Abbildung durch sehr subtile und unauffällige Linien deutlich zu machen. Wieso ich die Mitte, die Trogachse, auch noch eingezeichnet habe, hat weniger etwas mit Perfektionismus als mehr damit zu tun, dass Sie das später bitte wiedererkennen sollen und Ihnen dann diese eingebildete „Aha“-Glühbirne über dem Kopf aufleuchten möge.


Holger Uwe Schmitt, Das Tauberländer Dorfmuseum. Trog für Sauerteig am warmen Ofen, Subtile Linien und Trogachse von mir hineindilletantiert und beschriftet, CC BY-SA 4.0

Der Trog in der Meteorologen-Welt

Prägen Sie sich also diese Linienform der obigen Abbildung ein. Ich werde Ihnen gleich zeigen, wie Sie sie auch auf einer Wetterkarte wiedererkennen können (wie sie zum Beispiel bei der FU Berlin zu sehen ist). Denn nun zeige ich Ihnen mal von dort eine Wetterkarte des Tages, an dem ich diesen Artikel schrieb:


Bodendruckkarte, Vorhersage mit Fronten und Namen, Quelle: FU Berlin

Sehen Sie im obigen Bild vielleicht irgend etwas, das Sie an die roten Linien im Trog-Bild darüber erinnert? Also Linien, die merkwürdig deformiert sind in eine Richtung? Na? Na? Ja, zu Recht schweift Ihr Blick nach links auf dem Bild, auf den dort weiß getünchten, offenen Atlantik. Dort lässt sich in der Tat ein deutlicher Trog erkennen, auch seine Lage relativ zum Tiefdruckzentrum ist typisch. Ich habe ihn hier noch einmal weiter markiert:


Der Trog im Bodendruckfeld für den 11.01.18, 13 Uhr. Quelle: FU Berlin, von mir geringfügig bunt gemalt.

Und jetzt sind wir an der Stelle angelangt, an dem Ihr Glühbirnchen aufleuchten sollte! Die Linien, die Sie dort sehen, haben nämlich die gleiche ausgewuchtete Form wie die, die ich Ihnen oben auf die Kante des Futtertrogs gemalt habe. Nur haben wir es bei diesen Linien mit etwas meteorologisch Relevantem zu tun, nämlich den Isobaren, den Linien gleichen Luftdrucks. Und da wir es hier mit dem Luftdruck am Boden zu tun haben, müssen wir hier korrekterweise von einem Bodentrog sprechen, denn es gibt auch den Höhentrog, von dem ich gerne später berichten werde. Und an das Wörtchen Trogachse können Sie sich doch vom Bild ganz oben auch noch erinnern, oder?

Was passiert in einem (Boden-)Trog?

Nun haben wir geklärt, warum ein Trog so heißt, wie er heißt und wie man ihn erkennen kann. Das bringt uns aber bislang nichts außer eventuell klugscheißerische Vorteile bei weniger versierten Bekannten. Wenn diese dann allerdings nachfragen: „Und was bedeutet das jetzt?“ stehen Sie auf dem Schlauch. Und das möchte ich nicht. Also weiter im Text:

Bei einem Trog am Boden ist es so, dass dieser auf der Rückseite einer Kaltfront oder einer Okklusion entsteht. — Huch, Fachbegriffe! Wollten wir ja nicht. Also: Eine Kaltfront trennt die wärmere von der nachfolgend kälteren Luftmasse. Bei einer Okklusion oder Mischfront hat die Kaltfront die vorlaufende Warmfront schon eingeholt und in die Höhe befördert. Zu kompliziert? Macht nichts. In Sachen Trog ist vor allem wichtig, dass in beiden Fällen die wärmere Luft um das Tiefzentrum herumgezirkelt wird und dann in die kältere Luft dahinter gelangt. Das geschieht genau so, wie das der graue Pfeil in obiger Abbildung zeigt, also bei uns gegen den Uhrzeigersinn.

Die Temperaturänderung hierdurch hat dann auch eine Druckänderung zur Folge, verformt also auch die Isobaren, die Linien gleichen Drucks. Nämlich genau in diese Trogform mit der schärferen Ausbuchtung südlich oder südwestlich des Tiefdruckzentrums.

Trog verstehen ist wie Autorennen fahren

Und was sollen jetzt die Pfeile in der Skizze? Sie sollen die Luftbewegung darstellen, also den Wind. Die Richtung der fließenden Luft ist in unseren Breiten ja grundsätzlich West-Ost gerichtet, allerdings nicht immer, da die Hochs und Tiefs ja den Wind ablenken und sich dieser an den Isobaren orientiert.  Denken Sie aber jetzt erst mal nicht an Wind, denken Sie ans Auto fahren.

Stellen Sie sich einfach mal vor, der Bereich zwischen zwei Linien wäre eine Rennstrecke. Nürburgring, Hockenheim-Ring, wie auch immer. Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung! Und Sie ballern entlang der Pfeilrichtung in meiner Skizze oben los. Was passiert? Sie kommen irgendwann an diese enge Kurve im Bereich der Trogachse. Und Sie haben nicht so richtig Lust, mit anhaltender Maximalgeschwindigkeit weiterzufahren. Warum? Weil es Ihr Auto und Sie garantiert aus der Kurve tragen würde, und die Zentrifugalkraft Ihre im Fahrzeug herumliegenden Sachen nach außen durch die Scheiben schmettern würde, schlimmstenfalls inklusive Sie selbst.

Machen Sie also nicht. Sondern: Sie bremsen, damit Sie durch die Kurve kommen. Hinter der Kurve ist wieder freie Fahrt, also Bleifuß und weiter gedonnert! Nun ist es aber dummerweise so, dass Sie auch auf dieser Strecke nicht alleine sind, sondern dass viele andere auch die Gelegenheit nutzen. Szenenwechsel: Sie beobachten das Rennen jetzt von einem Hubschrauber aus, aus der Vogelperspektive. Was würde der Helikopterpilot im Bereich der Kurve sehen? Können Sie sich denken: Vor der Kurve bildet sich ein Autoknubbel, dahinter streckt sich das Feld wieder.

Wetter im Trog

Der Luft geht es genau so, wie Sie sich in so einem Auto fühlen. Auch sie knubbelt sich vor der Trogachse zusammen und fließt dahinter wieder auseinander. Es gibt aber bei diesem Vergleich einen wichtigen Unterschied. Bleiben wir also noch einmal beim Autorennen. Dort müssen Sie dummerweise ja nicht nur wegen der Zentrifugalkraft in der Kurve bremsen, sondern auch wegen der vielen anderen Autos, die sich dort zusammenballen. Das muss die Luft nicht! Sie hat nämlich noch die dritte Dimension zum Ausweichen, kann also aufsteigen.

So sieht der Himmel oft aus, wenn ein Trog auf Sie zukommt. (Foto von Pixabay)

Aufsteigende Luftbewegung bedeutet wiederum, dass sie abgekühlt wird. Es bilden sich Wolken, und es fällt auch Regen, oft in Form von Schauern oder vor allem im Sommer auch kräftigen Gewittern. Je nach Beschaffenheit des Troges und der beteiligten Luftmassen kann sich das Wetter im Trog unterschiedlich zeigen, teils fällt aus dichten Wolken länger anhaltender Regen. In den meisten Fällen aber bekommen wir den typischen Sonne-Schauer-Mix, den man ja landläufig gern als Aprilwetter bezeichnet. Der Himmel beim Anrücken eines solchen Troges sieht dann oft so aus wie hier zu sehen.

Wenn Sie noch wetterinteressierter sind, dann beobachten Sie mal Ihr Barometer, direkt nachdem eine Kaltfront durchgezogen ist. Wann so etwas passiert, erfahren Sie zum Beispiel in den Wetter News. Bei Durchzug der Kaltfront steigt ja zunächst der Luftdruck. Aber was passiert danach? Aber bremst sich dieser Anstieg kurz danach gleich wieder ab, oder sinkt er sogar wieder? Dann können Sie davon ausgehen, dass ein Trog auf dem Weg ist. Typischerweise kommen die Schauer im Bereich von gut 15 bis 20 Stunden, nachdem Sie die Kaltfront passiert hat. Natürlich ist dies nur eine grobe Orientierung. Aber immerhin können Sie die Leute, die eventuell nach kräftigerem Regen im Sonnenschein tanzen, schon darauf vorbereiten, dass nach kurzer Beruhigungsphase Schauer auf dem Weg sind. Das ist gerade in den Sommermonaten manchmal eine recht hilfreiche Information.

So, dies war der erste Teil einer eventuell startenden Serie. Ob diese fortgeführt wird, mache ich natürlich auch von Ihrem Echo abhängig. Haben Sie alles verstanden? Wenn nicht, fragen Sie mich, dazu gibt es diese Kommentarfunktion da unten. Hat es Ihnen gefallen? Soll ich weitere Begriffe erklären? Welche? Ich bin gespannt.