Schneechaos in den Alpen – aber warum nicht hier?

Lawine
Lawine, Archivbild von www.nps.gov. Lizenz: Public Domain

Ich wünsche einen guten Tag aus dem grün-grauen, aber immerhin recht frischen Berlin. Und von wo aus lesen Sie mich gerade? Aus einer grün-braunen Winter-Standardregion in Deutschland? Oder liegt bei Ihnen etwa Schnee?

Falls Sie enttäuschter Schneefreund sind: Einige Menschen auf der anderen Seite des Alpenhauptkamms beneiden Sie gerade um die schipp-freie Zeit, denn in manchen Regionen sieht es recht katastrophal aus.

Schneechaos in Italien

Besonders hart trifft es gerade den Nordwesten Italiens und dort insbesondere eine Region, die etwa vom Piemont bis zum Simplonpass reicht. Denn dort schneit und schneit und schneit es seit Tagen. Menschen stehen auf den Dächern und müssen diese von Massen von schwerem, nassen Schnee befreien, damit es zu keinen gravitationsbedingten Unannehmlichkeiten in den Innenräumen beim Abendessen kommt. Einige Orte, zum Beispiel Cervinia südlich des Matterhorns, sind von der Außenwelt abgeschnitten. Der Kollege Marco Kaschuba befindet sich gerade dort und ist selbst von den Schneemengen beeindruckt. Im folgenden Video ein Beispiel: Dort räumt ein Räumfahrzeug gerade eine Straße frei, um einem älteren Mann den Weg zur nächsten medizinischen Einrichtung zu sichern:

Zwei bis drei Meter Schnee und maximale Lawinen-Gefahr!

Seit Tagen fallen dort die großen, weißen Toastbrote vom Himmel. Also nasser und schwerer Schnee in der Nähe von Null Grad. Das ist dann immer der besten Schneemannbauschnee, aber 2 bis 3 Meter davon braucht nun wirklich niemand, zumal auch jede Art von Wintersport unmöglich ist. Das allein liegt an der derzeit höchsten Lawinen-Warnstufe 5! Bis zu 300 Liter pro Quadratmeter Niederschlag sind in der Spitze bei diesem Ereignis möglich. Das ist die Menge, die im Mittel in Berlin in einem halben Jahr fällt! Aber über die gemessenen Mengen wollen wir hier gar nicht so genau reden. Die Frage, die sich manchen von Ihnen vielleicht dabei stellt ist: Wieso passiert das immer dort? Nun, das lässt sich erklären, und dafür sind Sie ja auch dankenswerterweise auf diesem Blog:

Wie kommt es zu den Schneemassen?

Grob gesagt handelt es sich dabei um eine Kombination von atmosphärischen und geographischen Begebenheiten. Wobei, wie das immer so ist, diese sich auch gegenseitig beeinflussen. Was ist also passiert?

Ein Kaltluftvorstoß ist über dem Ostatlantik sehr weit nach Süden vorangekommen. Kalte Luft polarer Herkunft über recht mildem Wasser der Mittelmeerregion, das lässt Tiefs entstehen und sich verstärken. In unserem Fall hält sich nun eines dieser Tiefs längerer Zeit über Spanien auf, hat auch dort schon mancherorts für reichlich Schnee gesorgt. Viel mehr aber ist das wichtig, was auf der Vorderseite dieses Tiefs passiert. Durch die Drehung des Windes gegen den Uhrzeigersinn schaufelt das Tief nämlich warme Luft von der Sahara über das Mittelmeer. Warme Luft kann sehr viel Wasser aufnehmen. Und dann zieht dieser vollgesogene Schwamm weiter nach Norden, wo er schließlich auf die Alpen trifft. Bei entsprechender Anströmungsrichtung hat man also auf der Alpensüdseite durch das nahe und milde Mittelmeer deutlich besseres Potenzial viel Schnee (und ich meine wirklich viel) abzubekommen.

Ein Badewannen-Experiment

Falls Ihr Smartphone wasserfest ist und Sie mich gerade in der Badewanne lesen, können wir das ganze Szenario ein Mal zusammen durchspielen: Nehmen Sie sich einen trockenen Schwamm und ziehen sie ihn langsam durch das Wasser von einer Seite der Badewanne auf die andere. Nun drücken Sie diesen Schwamm schlussendlich fest gegen die andere Badewannenseite oberhalb der Wasserfläche. Was passiert? Viel Wasser kommt aus dem Schwamm. Viel, viel Wasser kommt aus dem Schwamm. Und dieses Wasser repräsentiert den Regen, der bei entsprechender Temperatur fallen würde. Wäre aber die Umgebungsluft auf der einen Badewannenseite bei Ihnen kalt genug und würden Sie den Schwamm hoch genug in die Kaltluft wirbeln können, so fiele eben kein Wasser, sondern Schnee. Und ja, ich gebe zu, dass dieser letzte Teil etwas konstruiert ist. Aber ich vertraue auf Ihr Abstraktionsvermögen! Falls nicht, dann hilft Ihnen vielleicht diese kleine Skizze:

Skizze zum Schneechaos in den italienischen Alpen, Quelle: Wxcharts.eu
Skizze zum Schneechaos in den italienischen Alpen (Quelle: wxcharts.eu). Große Version

Oder wenn Sie weitere Fragen haben, dann fragen Sie mich doch einfach hier unten in den Kommentaren! Oder schreiben Sie mir auf meiner Facebook-Seite. Oder bei Twitter! Es gibt ja so viele Möglichkeiten …

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