Der Müllstrudel – Wo unsere Turnschuhe 16 Jahre lang kreisen

“Du hast ja schon wieder Dein Zimmer nicht aufgeräumt, hier sieht es ja aus wie bei den Hottentotten!” hörten wir bestimmt damals aus elterlichen Kehlen dröhnen. Doch was wir in den Ozeanen verursachen, schlägt alles von den Hottentotten Hervorgebrachte: Im Pazifik kreist Müll bis zu 16 Jahre lang auf einer Fläche größer als Zentraleuropa.

Überreste eines toten Albatross
Überreste eines erwachsenen Albatrosses, der an Plastikmüll starb. Foto von gramarye, bestimmte Rechte vorbehalten.

Für diesen kleinen Einblick in das Thema möchte ich Ihnen zunächst den Müllstrudel vorstellen. Dann sollen zwei Beispiele zeigen, mit welchen gigantischen Dimensionen wir es hier zu tun haben. Zum Schluss werde ich Ihnen wohl noch einmal die Folgen für die Umwelt vor Augen halten müssen.

Der Müllstrudel

Grund dafür sind die Meeresströmungen der Ozeane. Ausgelöst durch verschiedene Meerestemperaturen und Windsysteme kreist im nördlichen Pazifik ein riesiger Wirbel, genannt Nordpazifikwirbel (North Pacific Gyre). Beim genaueren Hinsehen handelt es sich hier eigentlich um zwei Strudel, wegen seiner Müllansammlung Western und Eastern Garbage Patch, bzw. zusammengefasst Great Pacific Garbage Patch genannt. Wie wir an der Abbildung sehen, befindet er sich zwischen der Westküste Amerikas und Japan. Sein nahezu windstilles Zentrum befindet sich etwa 2000 km nordöstlich von Hawaii:

[bild – eingekreist, der große Müllstrudel – Strömungen im Ozean]

Leider kann man ihn auf Satellitenfotos nicht “sehen”, da sein Hauptbestandteil kleinste Plastikteilchen sind (so genannte Pellets), die nur bei näherer Betrachtung für das Auge sichtbar werden.

Fall 1: 60.000 Nike-Schuhe

Im Mai 1990 hat ein großes Schiff diese 60.000 Turnschuhe von Nike bei einem Sturm im Pazifik verloren. Ein halbes Jahr später fanden dann Strandgutsammler von British Columbia (Kanada) bis nach Oregon (USA) vermehrt Turnschuhe. Wissenschaftler begannen, Computermodelle zu entwickeln, die die Route dieser Turnschuhe prognostizieren sollten. 3 Jahre später wurden einige an Hawaiis Strände gespült.

Der Weg der Nike Turnschuhe seit 1990
Der Weg der Nike-Turnschuhe ab 1990. Quelle: GSFC / NASA

1 Schuhe verloren, 27. Mai 1990
2 250 wiedergefunden, 26. März 1991
3 200 wiedergefunden, 18. Mai 1991
4 100 wiedergefunden, Januar-Februar 1991
5 200 wiedergefunden, November-Dezember 1990
6 200 wiedergefunden, Februar-März 1991
7 150 wiedergefunden, 4. April 1991
8 200 wiedergefunden, 9.-10. Mai 1991
9 einige wiedergefunden, Januar-März 1993
10 Vorhersage, Januar-Juli 1994

Eine komplette Runde dauert circa 6 Jahre, und der Müll soll laut Aussage der NOAA bis zu 16 Jahren im Wasser umher schwimmen. Dies sieht man im 2. Fall.

Fall 2: 29.000 Plastiktierchen

Eine ebenso lange Reise traten 29.000 Entchen, Biber, Schildkröten, Frösche und andere Tiere im Pazifik an. Leider, besonders aus ökologischer Sicht, waren diese aus Plastik. Im Januar 1992 gingen sie laut Spiegel Online bei einem Schiff, das dieses Spielzeug von Hongkong in die USA bringen sollte, über Bord.

Relativ in der Mitte des Müllstrudels gelegen, wurden die Spielsachen auseinander getrieben. So erreichten einige Plastikgefährten Alaska, andere die Küsten Hawaiis, aber auch Südamerikas und Indonesiens. Ein Drittel wurde sogar durch das Packeis der Arktis in den Atlantik getrieben. Einige Plastiktierchen erreichten dann nach 11 (!) Jahren auch die Küste der USA.

Das ökologische Drama

Das gigantische Ausmaß des Müllstrudels, der zwischen Japan und den USA kreist, zeigt dabei natürlich auch, wie sehr die Weltmeere als Flüssig-Mülltonne missbraucht werden. Hier eine kleine Aufstellung:

  • Jährlich werden weltweit 225 Mio. t Plastik produziert
  • Laut Schutzorganisation Oceana werden jede Stunde weltweit 675 t Müll direkt ins Meer geworfen, die Hälfte davon aus Plastik
  • Jede Quadratmeile (2,6 Quadratkilometer) Ozean enthielt nach Schätzungen des UN Environment Programme im Jahr 2006 46.000 Teile schwimmendes Plastik
  • Plastikteile sind synthetische Polymere, die extrem ausdauernd sind. Sie haben die Eigenschaft, auch Giftstoffe zu binden, die von Meerestieren gefressen werden
  • Die Giftansammlung steigt in der Nahrungskette mit der Größe und Komplexität des Tieres exponenziell an und kommt schließlich zum Menschen zurück.
  • Tiere verenden dadurch, dass sie kleine Plastikteile für Nahrung halten und diese Fressen

In diesem Video sind einige der Folgen für das Ökosystem zu sehen:

Für Interessierte folgt hier noch eine kleine Linkliste:

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